Drittes kommunales Stimmungsbarometer zeigt besorgniserregende Entwicklungen in deutschen Kommunen
Das neue Stimmungsbarometer 2025 des Netzwerks Junge Bürgermeister*innen beleuchtet die Lage in den Kommunen Deutschlands und zeigt das anhaltend hohe Maß an Überlastung sowie zunehmende finanzielle Engpässe, denen (nicht nur) junge Bürgermeister*innen gegenüberstehen.
Zufriedenheit mit dem Amt steigt …
Trotz der anhaltenden Schwierigkeiten betrachten etwa drei Viertel der Befragten das Amt der Bürgermeister*in weiterhin als ihren Traumjob. Die allgemeine Zufriedenheit hat sogar zugenommen: 64 % der jungen Bürgermeister*innen sind zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Job – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 52 % im Jahr 2024. Der Anteil der ausdrücklich Unzufriedenen sank von 23 % (2023) über 10 % (2024) auf nur noch 3,1 % im Jahr 2025. Besonders bemerkenswert: Trotz des hohen Drucks sind 54 % der jungen Bürgermeister*innen fest entschlossen, für eine Wiederwahl anzutreten – 14 % mehr als 2024
… aber finanzielle Lage verschlechtert sich dramatisch
Dennoch wird die finanzielle Lage der Kommunen immer schwieriger. Über 60 Prozent der befragten Bürgermeister*innen berichten von einer deutlichen Verschlechterung der Haushaltslage in ihrer Kommune, wobei nur 5 Prozent eine Verbesserung feststellen konnten. 42 % der Kommunen weisen trotz großer Sparanstrengungen ein erhebliches Defizit im aktuellen Haushalt auf. Die finanziellen Engpässe setzen der kommunalen Arbeit zunehmend zu.
Nur noch 18 Prozent der befragten Bürgermeister*innen sehen ihre Kommunen finanziell noch als handlungsfähig an – ein dramatischer Rückgang im Vergleich zu 2023, als noch 48 Prozent diese Ansicht teilten. Mehr als 40 Prozent bezeichnen ihre Kommune als finanziell nicht mehr handlungsfähig, ein Anstieg um 10 Prozentpunkte gegenüber 2024.
Die größten Belastungsfaktoren bleiben die unzureichende finanzielle Ausstattung der Kommunen (88 %) und die hohe Bürokratiebelastung (87 %). Beide Werte sind im Vergleich zu 2024 noch gestiegen. Hinzu kommt der Investitionsstau bei der kommunalen Infrastruktur, den 73 % der Befragten als kritisch ansehen.
Positiv ist, der Fachkräftemangel und der Ausbau von Kitaplätzen werden seltener als Belastungsfaktoren genannt. Ob das auf eine leichte Entspannung oder einen Gewöhnungseffekt hindeuten könnte, lässt sich nicht beatworten.
Kommunale Herausforderungen
Die zentrale Herausforderung für Kommunen bleiben die Finanzen (90 %). Es folgen Infrastrukturthemen wie Schulen und Kitas (64,5 %) sowie Wohnungsbau und Verkehr (57 %). Auffällig ist der Bedeutungsrückgang von Digitalisierung (45 %, nach 55 % in 2024) und Energie- sowie Klimathemen (35 %, nach 51 % in 2024).
Das gesellschaftliche Klima wird weiterhin kritisch wahrgenommen: 85 % der Befragten sehen eine Verschlechterung. 30 % sind der Meinung, dass die lokale Demokratie gefährdet ist, allerdings verneinen 35 % dies auch explizit– ein deutlicher Anstieg von 12% im Vergleich zum Vorjahr.
Forderungen
Die befragten Bürgermeister*innen fordern nachdrücklich eine bessere Finanzausstattung (89 %, nach 78 % in 2024) und ein Stopp des Aufgabenzuwachs (75 %, nach 68 % in 2024). Eine Entlastung beim Bürokratieaufwand, insbesondere bei Fördermitteln nennen 66 %.
Von der nächsten Bundesregierung werden bessere finanzielle Ausstattung und Einhaltung des Konnexitätsprinzips (Zitat: „Die Kommunen für Aufgaben bezahlen, die man ihnen ‚aufdrückt‘.“), Bürokratieabbau und schnellere Verfahren, Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung und mehr Vertrauen in Kommunen sowie eine klare politische Führung und Orientierung erwartet.
Die Ergebnisse der Umfrage sollen als Impuls dienen, um die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Gemeinden zu verbessern. Die Herausforderungen sind groß, aber der Wille, sie zu meistern, ist es auch. Wir brauchen endlich eine nachhaltige und zielgerichtete Unterstützung auf Bundesebene, um die lokale Demokratie zu sichern und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu wahren.
An der Umfrage des Netzwerks beteiligten sich ab dem 10. Januar 2025 insgesamt 174 junge Bürgermeister*innen aus ganz Deutschland.
Netzwerk Junge Bürgermeister*innen der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Pappelallee 44
10437 Berlin