Deutsch Ukrainische Freundschaft

Als erste Kommune im Ortenaukreis hat Hofstetten eine Partnerschaft mit einer Ukrainischen

Kommune begonnen

Die Gemeinde Hofstetten im Schwarzwald (Baden-Württemberg) existiert bereits seit über 650 Jahren, die Gemeinde Trostjanez in der Ukraine seit gerade einmal fünf. In die Zukunft gucken beide gemeinsam: Seit 2019 pflegen die Kommunen einen partnerschaftlichen Austausch, unterstützt von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt SKEW).

 

Trostjanez, gelegen in der Nähe der Metropole

Lwiw (Lemberg), wurde im Jahr 2015 nach der Maidan-Revolution gegründet. 17 Dörfer mit insgesamt 8.500 Einwohnern hatten sich damals zu einer Samtgemeinde zusammengeschlossen. Das Ziel: die kommunale Selbstverwaltung zu stärken, die örtliche Infrastruktur zu verbessern und den nationalen Tourismus zu beleben.

 

Hofstetten ist die erste Kommune im Ortenaukreis, dem flächenmäßig größten Landkreis in Baden-Württemberg, die sich mit ukrainischen Partnern austauscht. Zu einem ersten deutsch-ukrainischen Arbeitstreffen reisten Bürgermeister Martin Aßmuth, sein Stellvertreter Meinrad Mickenautsch und Gemeinderat Wilhelm Uhl als Vertreter für die Außenbereiche im September 2019 in die Ukraine. Bürgermeisterin Oleksandra Lenytska und ihr Team hatten den dreitägigen Besuch der deutschen Delegation perfekt geplant und vorbereitet. Und zu besprechen gab es einiges: Beide Kommunen stehen als ländlich geprägte Gebiete vor ähnlichen Herausforderungen, gerade im Hinblick auf die Sanierung kommunaler Infrastruktur. Auf der Gemarkung Trostjanez ist nahezu jedes Dorf mit stabilen oberirdischen Glasfaser-Leitungen und schnellem Internet erschlossen, während beispielsweise eine zentrale Wasserversorgung oder Abwasserbeseitigung erst noch aufgebaut werden muss. 

 

Daneben tauschten sich die politisch Verantwortlichen auch über die Situation in Schulen und Kindergärten aus – und darüber, wie leerstehende kommunale Infrastruktur wiederbelebt werden kann. So wurde in Trostjanez beispielsweise begonnen, ein altes Volkshaus im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsprojekts in einen Coworking Space umzubauen, welcher Startups und Kreative aus der Region anlocken soll. Der Austausch vor Ort beschränkte sich nicht auf die Bediensteten im Rathaus. Organisiert war beispielsweise auch ein Gespräch zum Thema Europa mit dem Lemberger

Oberbürgermeister Andrij Sadowyj, gleichzeitig Parteivorsitzender der pro-europäischen Partei Samopomitsch. Passend dazu ist Lemberg eine Partnergemeinde der Stadt Freiburg im Breisgau, nur 40 Kilometer von Hofstetten entfernt. So befinden sich die beiden deutschen Gemeinden auch in geografischer Nähe zu den ukrainischen Partnern. Bürgermeister Martin Aßmuth wurde im Gespräch mit einem jungen Gründer auf dessen Erdbeerfarm vom nationalen TV interviewt und erfuhr auch Wissenswertes über den Russland-Ukraine-Konflikt in der Region Donbass.

 

Abseits der Arbeitsebene merkten beide Seiten schnell: Das „Klima“ stimmt, worauf eine Einladung an die ukrainischen Kollegen nach Deutschland folgte. Im November 2019 stellten die Kommunen einen ersten gemeinsamen Förderantrag bei der Zentralregierung in Kiew, der die Planung eines Wanderwegs und eine Ausstellung ukrainischer Künstler in Hofstetten vorsah. Anderen Projekten wurde letzten Endes der Vorzug gegeben, aber man war sich einig „am Ball“ bleiben zu wollen. Leider fiel der großgeplante Gegenbesuch der neuen ukrainischen Freunde im April 2020 der Corona-Pandemie zum Opfer, auch ein ins Auge gefasster Ausweichtermin im September 2020 ließ sich aufgrund der Fallzahlen und der Reisebestimmungen nicht realisieren.

 

Um die Distanz trotzdem zu überbrücken, setzten die beiden Kommunen ihren Austausch daher im August 2020 erstmal digital fort, unterstützt und gedolmetscht von der SKEW.